Die immer weiter fortschreitende technische Entwicklung im Bereich des Automobilsektors ist jedem bekannt. Doch was bedeutet das für die Rettungskräfte, insbesondere für die Feuerwehren, die mittlerweile auch zu Unfällen mit eingeklemmten Personen in E-Autos bzw. Hybridfahrzeugen gerufen werden?
„Sie müssen geschult werden“, so der Leiter des Atemschutzzentrums KBM Stefan Hofmann, und nach seiner Ansicht muss sich jeder Feuerwehrdienstleistende mit der Thematik auskennen. So hat man am Wochenende unter Anleitung von Daniel Kuhnle und Christoph Stangl, von Q4Flo, verschiedene Gefahrenszenarien vor dem Atemschutzzentrum in Strullendorf trainiert. Jeweils vier Gruppen zu 12 Lehrgangsteilnehmern wurden unterwiesen und nach einer kurzen theoretischen Einweisung mit verschiedenen Unfallszenarien vertraut gemacht. Vorangegangen war eine verpflichtende Online-Schulung für alle.
Da die Einsatzkräfte aufgrund der chemischen und elektrischen Gefahren nicht an einem E- bzw. Hochvoltfahrzeug trainieren dürfen, hat ein Dienstleister Mitte letzten Jahres ein Schulungsfahrzeug entwickelt und patentieren lassen, an dem die Einsatzkräfte das dürfen. Mit entsprechenden technischen Voraussetzungen können hier verschiedene Gefahrensituationen simuliert werden. Das Fahrzeug war im Landkreis Bamberg erstmals zum Einsatz gekommen.
Insbesondere galt es Hemmschwellen abzubauen, die bei Unfällen mit E-Autos immer noch herrschen. Dafür ist ein zusätzliches technisches Verständnis für diese Fahrzeugart notwendig und Hilfsmittel, wie eine spezielle Abdeckplane, können hier gute Dienste leisten.
Für die Rettungskräfte ist es am Unfallort notwendig als allererstes die Batterie vom System zu nehmen und sie ständig mit der Wärmekamera zu beobachten. Eventuell ist eine stundenlange Kühlung notwendig, die einen erhöhten Wasserbedarf nach sich zieht. Bei den in E-Autos vorhandenen Lithium-Batterien kann sich durch den Unfall Flusssäure bilden, die stark ätzend ist. So sind entsprechende Schutzmaßnahmen der Rettungskräfte im Vorfeld zu beachten. Weißer Rauch aus dem Fahrzeug ist immer ein Anzeichen dafür, dass die Batterie beim Unfall Schaden genommen hat. Die Technische Hilfeleistung und die Personenrettung erfolgt dann analog der Vorgehensweise, wie bei normalen Fahrzeugen. Die Unfallfahrzeuge müssen auf dem Schrottplatz auf einem „Quarantäneplatz“ gelagert und unter Beobachtung gestellt werden, um den Gefahren einer „Rückzündung“ begegnen zu können.
Nach jedem „Schadensbild“ wurde die Herangehensweise der Lehrgangsteilnehmer besprochen und auf entsprechende Lösungswege hingewiesen.
Für die Feuerwehrführung ist eine solche Schulung nur durch einen externen Dienstleister durchführbar. Neben dem für Schulungszwecke vorhandenen Fahrzeug, kann hier auch immer der neueste Stand der Technik vermittelt werden. Aufgrund der großen Nachfrage an diesem Lehrgang ist er im nächsten Jahr schon für eine weitere Schulung in der Planung.